Gesundheit & Medizin | 10.10.2019

Was hält Menschen seelisch gesund?

Der 10. Oktober ist der internationale Tag der Seelischen Gesundheit – 1992 ausgerufen von der World Federation for Mental Health und der WHO. Der Aktionstag widmet sich weltweit sowohl der Behandlung als auch der Vorbeugung psychischer Störungen.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass circa 30% der onkologischen und 50% der palliativen Patienten als Folge ihrer schweren körperlichen Erkrankung psychische Belastungen aufweisen, die behandlungsbedürftig sind.

Für Psychoonkologen ist es deshalb wichtig, die psychische Widerstandsfähigkeit – die sogenannte Resilienz – bei den betroffenen Menschen zu stärken. Bei der Betreuung von onkologischen Patienten und Palliativ-Patienten in der Rotkreuzklinik Lindenberg geht es deshalb ganz wesentlich darum, gemeinsam mit den Patienten herauszufinden, was sie in Krisensituationen stärkt und was ihnen hilft, auch bei schweren körperlichen Erkrankungen wieder ins seelische Gleichgewicht zu kommen und ihre Lebensfreude zu behalten oder wieder zu finden.

Was also macht diese Resilienz – diese seelische Widerstandsfähigkeit – aus, um Konflikte, Misserfolge, Niederlagen, Lebenskrisen und schwere Erkrankungen psychisch gut zu bewältigen?


Bildnachweis: iStockphoto.com/Bim

Die Forschung liefert dazu Informationen, die durch klinische Erfahrungen mit Patienten bestätigt werden: Menschen mit guter Resilienz lassen sich nicht unterkriegen, sondern können kreativ und flexibel in Krisen reagieren, in denen sich andere hilflos fühlen. Sie bleiben, so gut es geht, aktiv, übernehmen auch Eigeninitiative für die Behandlung, können gut Nein sagen und ihre eigenen Bedürfnisse äußern. Notwendige Hilfe können sie gut annehmen und sind dankbar dafür. Sie erleben Belastungen eher als Herausforderungen, die es anzunehmen gilt, denn als Problem oder unlösbare Krise.

Sie stellen sich mutig auftretenden Gefühlen wie Trauer, Schmerz und Angst, können diese auch anderen mitteilen, können aber auch immer wieder ins Hier und Jetzt zurückfinden und sich auch trotz aller Belastungen an dem freuen, was gerade möglich ist.

Resiliente Menschen haben ferner ein stabiles Selbstwertgefühl, das durch Krisen im Leben nicht beeinträchtigt wird. Sie fühlen sich auch bei körperlichen Einschränkungen weiterhin liebenswert und wertvoll. Schwierigkeiten nehmen sie nicht zu persönlich, denn sie haben erkannt, dass jeder früher oder später in eine schwierige Lage kommen kann und dass das Leben eines jeden Menschen begrenzt und vergänglich ist.

Menschen mit einer stark ausgeprägten seelischen Widerstandsfähigkeit entwickeln in ihrer eigenen schweren Situation sogar Mitgefühl für andere, denen es ähnlich geht. Resiliente Menschen bedauern sich nicht in ihrer Krise, sondern sehen immer noch das halbvolle Glas. Diese Menschen richten den Blick nach vorne und stellen sich ihrer Situation, frei nach dem Motto: Es gefällt mir nicht, aber es ist, wie es ist und ich mache das Beste daraus!

Alle diese psychischen Fähigkeiten zu stärken ist das Ziel der psychoonkologischen Behandlung.

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Autor

Dr. med.
Ulrike Markusch

Leitung Psychoonkologie
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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